VT 30
Mit der Gründung der Deutschen Bundesbahn am 7. September 1949 wurde ein der Bizone verbliebener Triebwagen übernommen, der gemäß des neuen Nummernplans des RZA München vom 17. Oktober 1947 als Baureihe VT 30 eingereiht war. Dabei handelte es sich um einen vierachsigen dieselelektrischen Triebwagen, der mit einem Daimler-Motor OM 86 mit 450 PS (331 kW) Leistung ausgerüstet war.
Der Wagen gehörte zu den Triebwagen der Einheitsbauart mit Einheitsgrundriss der DRB-Gattung BC4ivT-34b, die mit 77 Exemplaren zahlenmäßig eine der größten VT-Gruppen der DRB (Nummern 137 094 bis 137 110, 137 164 bis 137 223) darstellten. Insgesamt verblieben 23 dieser Fahrzeuge in den westlichen Besatzungszonen, wurden aber wegen unterschiedlicher Motorausrüstung auch als VT 32.0 (für Fahrzeuge mit MAN-Motoren) und VT 33.2 (für Fahrzeuge mit Maybach-Motoren) zusammengefasst.
Das Einzelstück VT 30 001 befand sich in der Nachkriegszeit zunächst im RAW Nürnberg und stand später mit schadhaftem Motor in Frankfurt (Main). Die DB entschloss sich zu einer Aufarbeitung, die bis März 1950 andauerte. Er wurde nun beim Bw Frankfurt (Main)-Griesheim beheimatet, wo er im Wechsel mit VT 46 500 den Schnellzug Dt 198/199 (Frankfurt (Main) - Regensburg) bildete. 1953 wurde der Wagen nun mit einem Maybach-Motor GO 56 mit 410 PS (309 kW) ausgerüstet. Ab 1954 war er beim Bw Darmstadt beheimatet, wo ansonsten mit Mehrfachsteuerung 1936 ausgerüstete dieselhydraulische Triebwagen (VT 46, VT 60) stationiert waren. Da der VT 30 001 eine Sonderausführung der Mehrfachsteuerung 1934 besaß, wurde er dauerhaft mit dem kompatiblen VS 145 082 eingesetzt.
Aufgrund seiner abweichenden Leistungsdaten und der höheren Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h (mit Steuerwagen, solo 110 km/h) bekam der VT 30 in Darmstadt einen eigenen Umlaufplan, der ihn nach Mainz-Bischofsheim, über Dieburg nach Aschaffenburg und durch den Odenwald bis nach Eberbach (Neckar) führte. Der Einzelgänger wurde am 26. April 1965 ausgemustert.
Text: © Malte Werning
Quellen und Literatur
- Dietz, Günther: Triebwagen-Report Bd. 1: Deutsche Verbrennungstriebwagen 1924 bis 1937. Eisenbahn-Journal Archiv 3/1996. Fürstenfeldbruck 1996.
- Hagemann, Detlev: Das 1958-Projekt.
- Jauch, Peter: Triebwagen für die Ruhr. Vom Einheitsgrundriß bis zum "S-Bahn-VT". In: Eisenbahn-Magazin 12/1984.
- Kurz, Heinz R.: Die Triebwagen der Reichsbahn-Bauarten – Die Baureihen VT 133-VT 137. Freiburg 1988.
- Kurz, Heinz R.: Triebwagen der Deutschen Reichsbahn – Die Baureihen VT 133 bis VT 137. Freiburg 2013.