VT 75
Mit der Gründung der Deutschen Bundesbahn am 7. September 1949 wurden 14 in der Bizone verbliebene Triebwagen der DRB-Gattungen CvT-32, CvT-32b und CvT-34b übernommen. Diese Fahrzeuge wurden gemäß des Umzeichnungsplans von Oktober 1947 allesamt unter der neuen Baureihenbezeichnung VT 75 zusammengefasst. Bei ihnen handelte es sich um Wagen aus dem 1932 von DRG und der Triebwagenbau-AG (TAG) vorbereiteten Fahrzeugkonzept, die bereits nach vereinheitlichten Baugrundsätzen im Leichtbau entstanden. Hersteller war die Waggonfabrik Bautzen als Subunternehmer der TAG, die 1933/34 noch unter der LHB-Konzernbezeichnung firmierte. Als Motoren dienten Daimler-Benz-Viertaktaggregate OM 54 mit 135 PS Nennleistung, die Vierganggetriebe RG 100 lieferten die ebenfalls zur TAG gehörenden Deutsche Werke Kiel. Die Fahrzeuge konnten 72 km/h erreichen.
Unter ihnen befand sich einer der beiden dieselelektrischen Versuchswagen von Westwaggon aus dem Jahre 1932, der als VT 75 000 eingereiht wurde. Er blieb nach dem Krieg beschädigt abgestellt und verlor 1950 aufgrund seiner technischen Sonderstellung seine Antriebsanlage. Als Beiwagen VB 140 399 wurde er noch bis 1960 eingesetzt und dann an die Kahlgrundbahn verkauft.
Die übrigen 13 dieselmechanischen Triebwagen wurden im Nummernplan vom Oktober 1947 als VT 75 900 bis VT 75 912 eingereiht. Im Juni 1949 ergänzten drei weitere Wagen den Bestand, nämlich VT 75 913, VT 75 914 und VT 75 915. Diese Fahrzeuge befanden sich nach Kriegsende auf dem Gebiet der Tschechoslowakei und wurden im Rahmen von Tauschgeschäften in die Bundesrepublik überführt.
Die Instandsetzung der VT 75.9 erstreckte sich bis in das Jahr 1950. Die Wagen erhielten allesamt den DB-Triebwagenlack in Purpurrot. Nach und nach wurden die OM-54-Motoren gegen die kompakteren und bei der DB in großer Stückzahl verwendeten Deutz-Motoren des Typs A6 M 617 ausgetauscht (nicht bei VT 75 904, 905 und 913).
In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre wurden die Fahrzeuge von Hof, Plattling, Oldenburg, Regensburg, Schwandorf, Mühlacker und Stuttgart Hbf aus eingesetzt. Schon Ende 1950 wurde VT 75 905 ausgemustert. 1952 strich die DB VT 75 908 aus dem Bestand. 1954 folgten VT 75 904, 907 und 913 aufgrund von Brandschäden. Die verbliebenen Fahrzeuge wurden ab 1956 ausschließlich in der BD Regensburg eingesetzt (Bw Schwandorf, Straubing, Plattling), dort aber in den kommenden Jahren schnell von den neuen Schienenbusarten der Baureihen VT 95 und VT 98 abgelöst. Die letzten beiden VT 75 der DB waren VT 75 906 und VT 75 912, die am 30. März 1962 in Schwandorf ausgemustert wurden. Es blieb kein Fahrzeug erhalten.
VT 75.0 - dieselelektrisch
VT 75.9 - dieselmechanisch
Fahrzeugnummer | Hersteller (mech.) | Fabriknummer | Baujahr | Gattung | Skizzenblatt | Achsfolge | Bauart | ||||||
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16 Fahrzeuge | |||||||||||
VT 75 900 | LHB (Bautzen) | ? | 1933 | CvT-32b | A1-dm | ||||||
VT 75 901 | LHB (Bautzen) | ? | 1933 | CvT-32b | A1-dm | ||||||
VT 75 902 | LHB (Bautzen) | ? | 1933 | CvT-32b | A1-dm | ||||||
VT 75 903 | LHB (Bautzen) | ? | 1933 | CvT-32b | A1-dm | ||||||
VT 75 904 | LHB (Bautzen) | ? | 1934 | CvT-32b | A1-dm | ||||||
VT 75 905 | LHB (Bautzen) | ? | 1934 | CvT-32b | A1-dm | ||||||
VT 75 906 | Busch (Bautzen) | ? | 1935 | CvT-34b | A1-dm | ||||||
VT 75 907 | Busch (Bautzen) | ? | 1935 | CvT-34b | A1-dm | ||||||
VT 75 908 | Busch (Bautzen) | ? | 1935 | CvT-34b | A1-dm | ||||||
VT 75 909 | Busch (Bautzen) | ? | 1935 | CvT-34b | A1-dm | ||||||
VT 75 910 | Busch (Bautzen) | ? | 1935 | CvT-34b | A1-dm | ||||||
VT 75 911 | Busch (Bautzen) | 28 | 1935 | CvT-34b | A1-dm | ||||||
VT 75 912 | Busch (Bautzen) | 29 | 1935 | CvT-34b | A1-dm | ||||||
VT 75 913 | LHB (Bautzen) | ? | 1934 | CvT-32b | A1-dm | ||||||
VT 75 914 | LHB (Bautzen) | ? | 1933 | CvT-32b | A1-dm | ||||||
VT 75 915 | LHB (Bautzen) | ? | 1934 | CvT-32b | A1-dm |
Text: © Malte Werning
Quellen und Literatur
- Dietz, Günther: Triebwagen-Report Bd. 1: Deutsche Verbrennungstriebwagen 1924 bis 1937. Eisenbahn-Journal Archiv 3/1996. Fürstenfeldbruck 1996.
- Kurz, Heinz R.: Die Triebwagen der Reichsbahn-Bauarten – Die Baureihen VT 133-VT 137. Freiburg 1988.
- Kurz, Heinz R.: Triebwagen der Deutschen Reichsbahn – Die Baureihen VT 133 bis VT 137. Freiburg 2013.
- Obermayer, Horst J.: Urgesteine. VT 75.9 der DB. In: Eisenbahn-Journal 4/2012.