VT 97 | VB | VS

Ende der 1950er-Jahre benötigte die Deutsche Bundesbahn neue Fahrzeuge für die württembergische Zahnradstrecke Honau - Lichtenstein, da die dort eingesetzten Dampfloks der Baureihe 97.5 dringend angelöst werden mussten. Aus diesem Grund wurden bereits 1958 sechs Schienenbusse bei der Waggonfabrik Uerdingen auf der Basis des VT 98 bestellt, die mit einer speziellen Zahnradausrüstung der SLM Winterthur ausgerüstet wurden. Beide Achsen wurden mit einem Zahnrad versehen. Der Achsstand der Wagen verringeret sich dadurch auf 5,95 m. Besonders die Bremsausrüstung wurde verändert, eine Klinkenband-Klotzbremse wurde pro Achse zusätzlich eingebaut. Im Übrigen entsprachen die Fahrzeuge weitgehend den Serienfahrzeugen der Baureihe VT 98.

Die sechs Wagen wurden als VT 97 901 bis VT 97 906 bezeichnet und beim Bw Tübingen beheimatet. Aus der laufenden VS 98-Produktion wurden sechs Steuerwagen abgezweigt, die mit einer zweiten Feststellbremse ausgerüstet und als VS 97 001 bis VS 97 006 bezeichnet wurden.

Anfang 1964 wurde der VT 97 901 nach Passau umbeheimatet. Auf der Zahnradstrecke Passau – Wegscheid war zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem Jahr kein Güterverkehr mehr möglich, weil die letzte Zahnraddampflok der Baureihe 97.1 Fristablauf hatte und abgestellt war. Diese Aufgabe sollte nun der VT 97 erledigen. Hierfür wurde eigens die Zahnstange angehoben. Für den VT 97 war eine maximale Vorstelllast von 40 Tonnen ausgewiesen, die der Schienenbus bergwärts drücken durfte. Allerdings stellte bereits der bergwärts stehende Streckenbeobachtungswagen, ein Pwghs 41, eine Last von 13 Tonnen dar. Um hier mehr Spielraum zu erhalten, wurde der nur 8 Tonnen wiegende Beiwagen VB 142 554 Anfang 1964 mit regulären Zug- und Stoßvorrichtungen ausgerüstet, seine Inneneinrichtung ausgebaut und als neuer Beobachtungswagen an die bergseitige Zugspitze gestellt. Der Wagen erhielt die neue Nummer VB 97 001.

Ende 1964 bestellte die DB bei Uerdingen noch zwei weitere VT 97 (907 und 908), die für Passau – Wegscheid bestimmt waren. Nach einem Erdrutsch am 28. Januar 1965 musste allerdings der Gesamtverkehr auf der Strecke für mehrere Jahre unterbrochen werden. Der Zahnradbetrieb wurde nicht wieder aufgenommen, die nachbestellten VT 97 kamen hier nicht mehr zum Einsatz. Auch der VB 97 001 war nach nur einem Einsatzjahr arbeitslos. Im Juni 1965 wurde VT 97 901 wieder zurück nach Tübingen umbeheimatet, der VB 97 blieb bis zu seiner Ausmusterung 1970 in Passau stationiert.

Triebwagen

Beiwagen

Steuerwagen

• Ebel, Jürgen-Ulrich / Högemann, Josef / Löttgers, Rolf: Schienenomnibusse aus Uerdingen. Bd 1: Technik und Geschichte bei DB, Privatbahnen und im Ausland. Freiburg 2001.
• Ebel, Jürgen-Ulrich / Högemann, Josef / Löttgers, Rolf: Schienenomnibusse aus Uerdingen. Bd 2: Einsatzgeschichte der Baureihen VT 95, VT 97 und VT 98. Freiburg 2002.
• Kabelitz, Andreas / Werning, Malte: VT 95-98 – Der Uerdinger Schienenbus. Eisenbahn-Journal Sonderausgabe 1/2012. Fürstenfeldbruck, 2012
• Krantz, Jürgen / Meier, Roland: Baureihen VT 95-VT 98 - Die Schienenbusse der Deutschen Bundesbahn. Stuttgart 2002.

• Löttgers, Rolf: Der Uerdinger Schienenbus. Nebenbahnretter und Exportschlager. Stuttgart 1985.
• Werning, Malte (Hrsg.): Schienenbusse – VT 95-VT 98: Triebwagen-Veteranen der 50er Jahre. München 2001.
• Zahnradbahn Honau - Lichtenstein e. V.: Die Zahnradschienenbusse der Baureihe VT 97.