3057 - 3106 | 5001 - 5050

Mit den Zügen der Bauart Oranienburg fand die Gleichstrom-S-Bahn in Berlin ihre finale Zugkonfiguration, bestehend aus einem Triebwagen mit Allachsantrieb und einem antriebslosen Bei- bzw. Steuerwagen. Foto: Werkbild WUMAG

Für die 1925 anstehende Elektrifizierung der Strecke Berlin-Gesundbrunnen - Oranienburg (Nordbahn) musste der Fahrzeugpark der Berliner S-Bahn erweitert werden. Da die bisherigen Versuchszüge sowie die Züge der Bernauer Bauart nicht überzeugen konnten, wurde für die neue Fahrzeugbestellung auch eine neue technische Lösung erprobt: Die neuen Züge sollten aus einem vierachsigen Triebwagen und einem antriebslosen Steuerwagen bestehen, wie es auch bereits bei der Berliner U-Bahn praktiziert wurde. Die Fortschritte in der Elektrotechnik ermöglichten nun bereits den Bau kleinerer Fahrmotoren, so dass Platz in den Drehgestellen für einen Motor pro Achse blieb. Die geringere Leistung wurde durch insgesamt vier Motoren im Triebwagen kompensiert, womit auch gleichzeitig eine höhere Betriebstauglichkeit geschaffen wurde.

Konstruktiv bot diese Variante den Vorteil, dass nun Trieb- und Steuerwagen weitgehend baugleich erstellt werden konnten, die Raddurchmesser auf 850 mm vereinheitlicht und dadurch das Fahrzeuguntergestell ungekröpft ausgebildet werden konnte. Eine zweiteilige Einheit bildete nun einen Viertelzug (auch: Steuerviertel), der bedarfsweise (je nach Verkehrsaufkommen) mit bis zu vier Einheiten zu einem Vollzug vervollständigt werden kann. Dieses Zugbildungskonzept wird auch heute noch bei der Berliner S-Bahn angewendet.

Die neuen Züge wurden in 50 Exemplaren von allen seinerzeit namhaften Waggonbauherstellern gefertigt und wegen ihres Einsatzgebiets als Bauart »Oranienburg« betitelt. Dabei wurde nicht nur die neue Konstruktion auf den Prüfstand gestellt, sondern auch die Zusammenarbeit mit den einzelnen Waggonbaufirmen und deren Lieferqualität.

Die Nummerierung schloss sich unmittelbar an die bisherigen Züge an (Berlin 2135-2184 bzw. Berlin 5152-5201) und wurde im Nummernplan von 1930 in 3057-3106 (Steuerwagen: 5001-5050) abgeändert. Sie konnten bis zu 80 km/h erreichen. An den Wagenseite befanden sich jeweils vier Doppelschiebetüren. Ein Traglastenabteil wurde im Triebwagen vorgesehen. Im Steuerwagen befand sich ein 2.-Klasse-Abteil, ansonsten waren die Wagen mit Holzsitzen 3. Klasse ausgestattet. Ein Wagenübergang bestand nicht.

Die Triebwagen wurden alle in grüner Lackierung ausgeliefert, doch schon ab 1928 wurde die für die Berliner S-Bahn neu eingeführte rot-beige Farbgebung lackiert. Ab Dezember 1935 wurden die Wagen im RAW Berlin-Schöneweide für den Einsatz in dem neuen 1936 eröffneten Nord-Süd-Tunnel umgebaut und dabei die Steuerwagen zu Beiwagen umgerüstet, so dass betrieblich nur noch Halbzüge und Vollzüge gefahren werden konnten. Nach 1936 wurden die Züge bei Wegmann in Kassel einem Umbauprogramm unterzogen, bei dem 17 Beiwagen ein erneuertes 2.-Klasse-Abteil erhielten. Bei weiteren 31 hingegen wurde das 2.-Klasse-Abteil der 3. Klasse angeglichen.

Im Nummernplan von 1941 wurden die Trieb- und Beiwagen zur Baureihe ET 168 | EB 168 zusammengefasst.

Triebwagen

Steuerwagen