ET 194
Im Nummernplan von 1941 wurden die bei der DRB vorhandenen normalspurigen Lokalbahn-Gepäck-Elektrotriebwagen für Gleichspannungsbetrieb in Bayern und Württemberg zur Baureihe ET 194 zusammengefasst. Dabei handelte es sich aber um Fahrzeuge unterschiedlicher Herkunft, Bauart und Einsatzgebiete, die deshalb getrennt betrachtet werden müssen:
Berchtesgadener Triebwagen
Neben den als ET 184.0 eingereihten Elektrotriebwagen für 1000 Volt Gleichspannung der von der DRB betriebenen Lokalbahnen Berchtesgaden - Hangender Stein (- Salzburg) und Berchtesgaden - Königssee (Königsseebahn) existierte auch ein zweiachsiger Gepäcktriebwagen aus dem Jahre 1908, der im Nummernplan von 1923 die Nummer München 601 trug und von dem aus dem Zeitraum zwischen 1930 und 1940 keine Nummer bekannt ist. Das Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn von 1941 nennt die fehlerhafte Herkunftsangabe LAG.
Dieser Triebwagen wurde mit der Nummer ET 194 01 versehen. Er besaß zwei geschlossene Führerräume, zwischen denen sich ein großer Gepäckraum mit breiter Schiebtür zu einer Wagenseite befand. Auf der gegenüberliegenden Wagenseite befand sich ein offener Durchgang zwischen den beiden Führerräumen, der durch ein halbhohes Gitter gesichert wurde. Auch zu dieser Galley gab es eine Schiebetür und ein Tor in dem Gitter. Das Fahrzeug war für 40 km/h zugelassen und wurde durch zwei Tatzlagermotoren angetrieben.
Mit der Stromumstellung der Königsseebahn und der Einstellung der Strecke Berchtesgaden - Hangender Stein 1939 verlor auch dieses Fahrzeug sein Einsatzgebiet. Er wurde während des Zweiten Weltkriegs zur mit 1.280 V betriebenen Hohenfurther Elektrischen Lokalbahn (Bahnstrecke Rybník–Lipno nad Vltavou) umgesetzt, wo er 1945 in den Bestand der ČSD kam.
Ehemalige LAG-Triebwagen
Durch die Verstaatlichung der LAG im Jahre 1938 gelangten auch zwei Gütertriebwagen in den DRB-Bestand, wurde aber augenscheinlich ebenso wie die übrigen ehemaligen LAG-Fahrzeuge nicht in das bis dahin geltende Nummernschema eingereiht. Erst im Nummernplan von 1941 wurden sie nun als ET 194 11 und ET 194 21 bezeichnet.
Alle Fahrzeuge überstanden den Zweiten Weltkrieg. 1948 schied ET 194 11 aus und ging im Gegensatz zu ET 194 21 1949 nicht mehr in den Bestand der Deutschen Bundesbahn über.
ET 194 11 hatte eine Länge über Puffer von 7,99 m. Er entstand erst 1930 durch Umbau des ehemaligen Pw 208, der 1891 für die Isartalbahn beschafft worden war und zuletzt auf der Strecke nach Zirndorf im Einsatz stand. Die Ausrüstung stammte von den SSW, beide Achsen wurden von Tatzlagermotoren des Typs D 17/30 angetrieben. Als Höchstgeschwindigkeit wurden 40 km/h angegeben. Bei der LAG erhielt er die Nummer 895 und wurde auf der Strecke Türkheim - Wörishofen (500 V Gleichspannung) eingesetzt. Er besaß ein genietetes Untergestell aus Eisenprofilen und einen hölzernen Wagenkasten. An beiden Fahrzeugenden befanden sich Führerstände, dazwischen der Laderaum mit seitlichen Schiebetüren. Hinter den Führerstandsrückwänden war an einem Ende ein Kompressor aufgestellt, am anderen Ende war ein Schaltschrank angeordnet. Bei den nachfolgenden Stammdaten zum Lebenslauf geben wir (wie gewohnt) Baujahr, Gattung und Jahrgang bei Auslieferung als Güterwagen an.
ET 194 21 hatte eine Länge über Puffer von 9,00 m. Er wurde 1922 von der MAN aus dem 1912 gelieferten G² 891 umgebaut und behielt diese LAG-Nummer auch als Triebwagen.
Die SSW lieferte die E-Ausrüstung, beide Achsen wurden von Tatzlagermotoren des Typs D 17/30 angetrieben, als Höchstgeschwindigkeit wurden 40 km/h angegeben. Er wurde bis zur Abstellung auf der Strecke Bad Aibling - Feilnbach (550 V Gleichspannung) eingesetzt. Das genietete Untergestell aus Eisenprofilen und der hölzerne Wagenkasten entsprachen dem Ursprungsfahrzeug. An beiden Wagenden befanden sich Führerstände, dazwischen der Laderaum mit seitlichen Schiebetüren. Hinter den Führerstandsrückwänden war an einem Ende ein Kompressor aufgestellt, am anderen Ende war ein Schaltschrank angeordnet.
Auch hier geben wir in der Übersicht (wie gewohnt) Baujahr, Gattung und Jahrgang bei Auslieferung des Fahrzeugs als Güterwagen an.
Text: © Wolfgang-D. Richter, © Malte Werning
Quellen und Literatur
- Obermayer, Horst: Der "Kneipp-Express" - Lokalbahn-Gütertriebwagen ET 194 11. In: Eisenbahn-Journal 9/1992 (mit teilweise gleichem Wortlaut auch in Eisenbahn-Journal 5/1976)