ET 30 | EM

So sahen die ET 30 bei ihrer Indienststellung aus: Purpurrot mit einer anthrazitfarbenen »Fenstermaske«, hier am DB-Museumszug (Bochum-Dahlhausen, 1985). Foto: M. Werning

ET 30 019b im August 1967 in Würnburg Hbf.Foto: H. Beyer

Im Juni 1957 wurde im Ruhrgebiet der elektrische Zugbetrieb aufgenommen. Damit für den Städteschnellverkehr gleich zur Betriebsaufnahme leistungsfähige und schnelle Triebzüge zur Verfügung stehen, wurden bereits ab Ende 1955 insgesamt 24 dreiteilige Elektrotriebwagen als Baureihe ET 30 in Dienst gestellt. Eine Garnitur bestand dabei aus jeweils einem a-Triebkopf (2. Klasse mit kleinem Gepäckabteil, BPw4ym - später BD4ym), einem Mittelwagen EM 30 mit 1./2. Wagenklasse (AB4ym) und einem b-Triebkopf (nur 2. Klasse, B4ym). Hersteller waren Westwaggon, Duewag, Fuchs (nur Triebköpfe) und WMD (nur Mittelwagen).

Die äußere Gestaltung lehnte sich sehr stark an die bereits vier Jahre zuvor gelieferten ET 56 | EM an, wobei die achtteiligen pneumatisch zu öffnenden Falttüren der neuen Züge und der deutlich größere Frontausschnitt für die Scharfenbergkupplung ein markantes Unterscheidungsmerkmal waren. Der elektrische Teil war dagegen eine komplette Neuentwicklung. Für die damalige Zeit besaß der neue ET 30 ein ausgesprochen gutes Beschleunigungsverhalten, das ihn optimal für sein künftiges Einsatzgebiet geeignet machte. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit betrug 120 km/h.

Der Antrieb erfolgte über jeweils zwei Tatzlagermotoren in den Enddrehgestellen. Die Wagenkästen waren als selbsttragendes Stahlröhrengerippe konstruiert. Die Wagen verfügten zur Verringerung des Luftwiderstandes über Schürzen und eine geschlossene Bodenwanne. Jeweils ein Dachstromabnehmer befand sich auf jedem Endwagen am Übergangsende. Innerhalb einer Garnitur wurden die Fahrzeuge mit Scharfenbergkupplungen verbunden, gleiches galt für die Kupplung der Züge mit anderen Einheiten.

Bei ihrer Auslieferung wurden die Züge gemäß der bis 1963 geltenden Regelungen in Purpurrot mit beigen Zierlinien ausgeliefert, die Frontfenster wurden (ähnlich wie bei VT 08 und parallel zu ET 56 | EM) schwarz umrandet. Das Dach wurde grau, die Schürzen anthrazitfarben lackiert. Bei späteren Neulackierungen wurde die Farbgebung nach den aktualisierten Farbregeln vereinfacht (Zierlinien in Lichtgrau, Entfall der Fensterumrandung und schmaler Zierlinien).

1957 wurden 18 Einheiten nach einem kurzen Intermezzo in München in Dortmund stationiert und auf der Linie Düsseldorf – Duisburg – Essen – Bochum – Dortmund – Hamm (Westf) eingesetzt, die zu diesem Zeitpunkt noch einen elektrischen Inselbetrieb im DB-Netz darstellte. Im Mai 1967 erfolgte die Umstationierung nach Hamm. Die übrigen sechs Einheiten standen dem Regionalverkehr rund um Nürnberg zur Verfügung.

Im Nummernplan vom 1. Januar 1968 wurden die Triebwagen zur Baureihe 430 und die Mittelwagen zur Baureihe 830 zusammengefasst.

a-Endwagen

Mittelwagen

b-Endwagen

• Estler, Thomas: Fahrzeugportrait Baureihe ET 30/ ET 56. Stuttgart 2000.
• Hertwig, Roland: Elektro-Eierköpfe. Baureihen 456 und 430. In: Eisenbahn-Magazin 5/1984.
• Kenning, Ludger / Tempel, Norbert (Hrsg): DB-Triebwagen der 50er Jahre. Die Stromlinientriebwagen des deutschen Wirtschaftswunders. Münster 1986.

• Koschinski, Konrad: Eierköpfe. Eisenbahn-Journal Sonderausgabe 2/2007. Fürstenfeldbruck 2007.
• Strieck, Meinhard: Elektrische "Eierköpfe" - Die Triebzüge ET 30 und ET 56 für das Ruhrgebiet und für den Großraum Stuttgart. In: Lok-Magazin 197 (1996).