ET 255
Nach Kriegsende befand sich die Stadt Tübingen im Bereich der französischen Besatzungszone, in der die Franzosen (ab 1947 durch die Betriebsvereinigung der Südwestdeutschen Eisenbahnen, SWDE) den Bahnbetrieb organisierten. Hier stand der im Frühjahr 1945 nach einem Luftangriff fast vollständig ausgebrannte ET 25 026a + ET 25 026b abgestellt.
Die Franzosen hatten ein großes Interesse an dem Versuchsbetrieb mit dem Einphasen-Wechselstrom-System 50 Hz/20 kV auf der Höllentalbahn Freiburg – Titisee und der Dreiseenbahn Titisee – Seebrugg, da sie zu diesem Zeitpunkt selbst in der Entscheidungsfindung für ihre künftigen Elektrifizierungspläne steckten.
Auf Betreiben der französischen Besatzungsmacht wurde das Wrack des Triebzugs um 1948 zur Waggonfabrik Rastatt (ebenfalls in der französischen Zone) überführt und unter Verwendung einer neuen elektrischen Ausrüstung von SSW aufwändig zu einem 50 Hz-Triebwagen umgebaut. Im a-Wagen entstand ein Gepäckraum, ein Traglastenraum sowie ein Großraum 3. Klasse, im b-Wagen hingegen ein Traglastenraum und Großräume 2. und 3. Wagenklasse. Die beiden Fahrzeughälften wurden über einen Faltenbalgübergang verbunden. Wegen der voluminösen elektrischen Ausrüstung wurde der Raddurchmesser erhöht, so dass der Zug nun »höher« wirkte. Der Triebwagen wurde im Oktober 1950 ausgeliefert und anschließend erprobt. Erst im Januar 1951 fand die Abnahmefahrt statt. Unter der neuen Bezeichnung ET 255 01a + ET 255 01b wurde der Doppelwagen nun in Freiburg beheimatet und gelangte nach Integrierung der SWDE in den DB-Bestand. Die führende „2“ in der Baureihennummer deutete dabei auf die Wechselstrom-Sonderstellung des Zuges hin (siehe Seite über die Nummern 1949-1967).
Die Einheit galt als recht störanfällig und musste immer wieder repariert werden. Mit der Umstellung des Stromsystems im Höllental und an der Dreiseenbahn auf die ansonsten in Deutschland üblichen 16 2/3 Hz 15 kV verlor sie zunächst ihr Einsatzgebiet und wurde von Oktober 1961 bis März 1962 z-gestellt. Es gab kurzzeitig Überlegungen, den Doppelwagen in das geplante Modernisierungsprogramm für die Reihen ET 25/32/55 einzubeziehen.
Nach einer zweijährigen Abstellzeit wurde er zwischen April 1961 und November 1962 im Ausbesserungswerk Stuttgart-Bad Cannstatt auf die im DB-Netz übliche Spannung umgebaut und erhielt neue Transformatoren. Die DB vergab die neue Baureihennummer ET 45 und die neuen Nummern ET 45 01a + ET 45 01b, mit denen der Zug wieder in Freiburg beheimatet wurde.
Fahrzeugnummer | Hersteller (mech.) | Fabriknummer | Baujahr | Gattung | Skizzenblatt | Achsfolge | Bauart | ||||||
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2 Fahrzeuge | |||||||||||
ET 255 01a | MAN (Nürnberg) | 127432 | 1937 | CPw4iütrelT-34 | Bo'2'-el | ||||||
ET 255 01b | MAN (Nürnberg) | 127432 | 1937 | BC4iüelT-34 | Bo'2'-el |
Text: © Malte Werning
Quellen und Literatur
- Iffländer, Helmut / Paule, Thomas / Braun, Andreas / Rieger, Gerhard: Die elektrischen Einheitstriebwagen der Deutschen Reichsbahn. Bd 2: Die Baureihen ET 25, 45, 55 und 255. München 1988.
- Rampp, Brian: Elektrotriebzug ET 255 01 - Thyristor-Tester für 420. In: Lok-Magazin 388 (2014).