Bahndienstfahrzeuge

In der linken Menüleiste finden Sie die einzelnen Bahndienstfahrzeuge mit ausführlichen Dokumentationen und den Fahrzeuglisten gemäß

Allgemeine Informationen zu dem Nummernsystem finden Sie demnächst hier.

Übernommene DRG/DRB-Bahndiensttriebwagen

Der Zweite Weltkrieg hatte auch große Lücken in die Bestände der Bahndiensttriebwagen gerissen. Bei der Gründung der Deutschen Bundesbahn am 7. September 1949 standen dem Betriebsdienst folgende Fahrzeuge aus der DRG/DRB-Zeit zur Verfügung.

  • 2 zweiachsige Akku-Fahrleitungsarbeitwagen preußischen Ursprungs, Baujahre 1907, der Hamburger Vorortbahn
  • 1 dreiachsiger Akku-Fahrleitungsarbeitwagen preußischen Ursprungs, Baujahre 1911, der Hamburger Vorortbahn
  • 1 dreiachsiger Akku-Tunneluntersuchungswagen preußischen Ursprungs, Baujahre 1913
  • 1 dreiachsiger benzinelektrischer Tunneluntersuchungswagen preußischen Ursprungs mit zusätzlicher Akkuspeisung, Baujahr 1914
  • 1 zweiachsiger dieselmechanischer Fahrleitungsarbeitswagen Baujahr 1922 für die badische Wiesentalbahn
  • 3 vierachsige Akkutriebwagen für Fahrleitungsarbeiten von Rathgeber, Bauart 1926
  • 4 zweiachsige Akkutriebwagen für Fahrleitungsarbeiten von Maffei, Bauart 1928
  • 1 zweiachsiger Akku-Fahrleitungsarbeitswagen Bauart 1929 der Hamburger Vorortbahn
  • 1 zweiteiliger Akku-Arbeitszug für Tunneluntersuchungen Bauart 1929
  • 1 zweiachsiger Akkutriebwagen für Fahrleitungsarbeiten von Krauss-Maffei, Bauart 1933
  • 1 zweiachsiger benzinelektrischer Fahrleitungsarbeitswagen von Esslingen, Bauart 1934
  • 3 zweiachsige benzinelektrische Fahrleitungsarbeitswagen von Esslingen Flu-34, Bauart 1935
  • 2 zweiachsige dieselhydraulische Fahrleitungsarbeitswagen von Esslingen, Bauart 1939

Neben diesen Bahndienstfahrzeugen mit eigenem Antrieb gelangte auch eine Vielzahl anderer bahninterner Fahrzeuge in den DB-Bestand, die aber nicht in die Kategorie »Triebwagen« fallen und daher an dieser Stelle nicht aufgeführt werden.

Entwicklung der DB-Bahndienstwagen

Die aus den Reichsbahnbeständen übernommenen Bahndiensttriebwagen waren in erster Linie für Arbeiten und Untersuchungen von Oberleitungen bestimmt und waren für diesen Zweck – bezogen auf das überschaubare elektrische Netz in Hamburg und Süddeutschland im Jahre 1949 –  zunächst in ausreichender Anzahl vorhanden. Das änderte sich in den 1950er-Jahren, als die DB den Ausbau der Fahrleitung vorantrieb und Jahr für Jahr viele weitere Streckenkilometer elektrifizierte. Hierfür entwickelte die DB mehrere Bauarten an Turmtriebwagen, darunter den Robel-Turmwagen Klv 60-9001 sowie die Kleinstturmwagen der Baureihe Klv 61 – beide wurden aber als Nebenfahrzeuge behandelt (und sind daher auf unserer Partnerseite www.nebenfahrzeuge.de zu finden).

Auf der Fahrgestellbasis des bewährten Schienenbusses VT 98 ließ die DB ab 1955 einen neuen Regel-Turmtriebwagen bauen, der – mit fortschreitender Elektrifizierung – bis 1973 in immerhin 166 Exemplaren gebaut wurde und ab 1968 die neue Baureihenbezeichnung 701 erhielt. Die Variante mit Steilstreckenausrüstung wurde ab 1973 als 702 eingereiht, nachdem diese Bezeichnung zuvor für vier TVT galt, die nur mit einer Maschinenanlage ausgerüstet waren.

Mit dem Tunneluntersuchungswagen Kar 6209 wurde 1958 ein eigens zu diesem Zweck konstruierter vierachsiger Akkutriebwagen in Dienst genommen. Ansonsten bevorzugte die DB in den kommenden Jahren den Umbau von vorhandenen und noch brauchbaren Triebwagen, die für ihren neuen Einsatzzweck teilweise sehr aufwändig umgebaut wurden. Dazu gehörten zwei ausgediente Exemplare des VT 63 als Lehrwagen und als Brückenprüfwagen. Neben dem Tunnelmesswagen Kar 6210, der aus dem VT 38 002 entstand, waren das auch die Funkmesstriebwagen Mü 5015a + Mü 5015b (entstanden aus ET 11 01a + ET 11 01b), der Schienenprüfzug Han 5087 + Han 5088 (ex VT 98 9552 + VS 98 022) sowie zahlreiche Wechselstrom-Triebwagen der Hamburger S-Bahn, die als Bauzugwagen noch bis in die 1970er-Jahre vorhanden waren. Mit der Einführung der Induktiven Zugsicherung wurde 1964 auch ein eigener Messwagen angeschafft, der aus dem Schienenbus-Prototypen VT 95 906 entstand. Das Beispiel machte Schule, denn bis 1991 wurden noch 16 weitere Schienenbusse umgebaut, die als Indusi- und LZB-Messwagen, Mannschaftswagen für Schienenprüf- und Gleismesszüge, Signaldienstwagen und als temporäre Mannschaftswagen für Elektrifizierungsarbeiten zum Einsatz kamen.

Die Bahndiensttriebwagen wurden im neuen Nummernplan vom 1. Januar 1968 durchgehend mit Baureihenbezeichnungen im 700er-Nummernbereich im Bereich 701 bis 724 bezeichnet, während für die bislang im gleichen Plan enthaltenen Dienstpersonen- und güterwagen die UIC-Kodierungen für Reisezugwagen und Güterwagen erhielten.

1977 beschaffte die DB fünf weitere Turmtriebwagen, die für höhere Geschwindigkeiten zugelassen sein mussten. Auf der Basis der 627.0-Triebwagen baute die Waggonfabrik Uerdingen gemeinsam mit MBB, Donauwörth, für den Innenausbau die Triebwagen der neuen Baureihe 704, die bis zu 120 km/h zugelassen waren und an größeren Knotenpunkten stationiert wurden. Die Nachfolge der Regel-Turmtriebwagen 701|702 traten sie aber nicht an – eine Weiterbeschaffung unterblieb, nach der die DB ihre Strategie für die Aufstellung der Fahrleitungsmeistereien änderte. 

Erst in den 1990er-Jahren ging die ausgehende DB wieder dazu über, Bahndienstfahrzeuge wieder komplett neu zu beschaffen. Die Spezialfirmen Plasser & Theurer, Robel und Windhoff boten zu diesem Zeitpunkt ein Baukastensystem für diverse bahninterne Aufgaben. Erstes Fahrzeug, das noch zu Bundesbahnzeiten ausgeliefert wurde, war der Tunnelmesswagen 712 002-5 mit dem Baujahr 1993, der seinen Vorgänger 712 001-7 ablöste.

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Notizen und Hinweise von Wolfgang Henn und K. Matthias Maier
  • Boldt, Arend: Bahndienstfahrzeuge. Technik und Aufgaben der Baureihen 701 bis 740. Gülzow 1997.
  • Carstens, Stefan/Henn, Wolfgang: Bahndienst- und Dienstgüterwagen. Band 1: Spezialwagen für jeden Zweck. Hamburg 2023.
  • Kabelitz, Andreas/Werning, Malte: VT 95-98 – Der Uerdinger Schienenbus. Eisenbahn-Journal Sonderausgabe 1/2012. Fürstenfeldbruck, 2012.
  • Kurz, Heinz: Die Esslinger Einheits-Turmtriebwagen. In: Eisenbahn-Kurier 400 (2006)
  • Löttgers, Rolf: Die preußischen Tunneluntersuchungswagen. In: Lok-Magazin 182 (1993).
  • Löttgers, Rolf: Die Reichsbahn-Tunneluntersuchungswagen. In: Lok-Magazin 183 (1993).
  • Löttgers, Rolf: "TIF", "PROM" und ihre Vorgänger - Die Tunneluntersuchungswagen der Deutschen Bundesbahn. In: Lok-Magazin 184 (1994).
  • Löttgers, Rolf: Kisten mit Motor - Die Altbau-Turmtriebwagen der Wiesentalbahn. In: Lok-Magazin 189 (1994).
  • Löttgers, Rolf: Vierzig Jahre Regelturmtriebwagen Baureihen 701/702. In: Lok-Magazin 193 (1995).
  • Löttgers, Rolf: Brückenprüfwagen. In: Eisenbahn-Journal 1/1997.
  • Löttgers, Rolf: Turmhoch hinaus. Akku-Turmtriebwagen der Deutschen Reichsbahn. In: MIBA-Spezial 35 (1998).
  • Polnik, Axel: Dienstfahrzeuge. Bahndienst-Triebfahrzeuge, Bahndienst-Wagen und Nebenfahrzeuge. MIBA-Report. Nürnberg 2000.
  • Rampp, Brian: Fahrleitungsuntersuchungs-Triebwagen mit Akkumulatorantrieb. In: Eisenbahn-Kurier 405 (2006).
  • Weber, Alexander: Fotoalbum der Maschinenfabrik Esslingen – Triebwagen. Brilon 2021.
  • Werning, Malte: Bahndienst-Schienenbusse. Die gelben Instandhaltungshelfer der Deutschen Bahn. In: Lok-Magazin 206 (1997).
  • Werning, Malte: Aus dem Leben des Kar 6209. In: Eisenbahn-Geschichte 3 (2003).