Triebwagentypen der Gottfried Lindner AG
Die Gottfried Lindner AG nahm 1899 einen neuen Produktionsstandort in Ammendorf bei Halle (Saale) in Betrieb und begann dort mit der Herstellung moderner Eisenbahn- und Straßenbahnwagen. Bis Ende der 1920er-Jahre wuchs Lindner zu einem der führenden deutschen Waggonbauunternehmen heran. Bei dem Bau von Vollbahn-Triebwagen spielte Lindner aber erst in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre eine größere Rolle, als neben fünf dieselmechanischen Vierachsern (BC4ivT-3x, Nummern 137 141 bis 137 145) immerhin 94 vierachsige Steuerwagen mehrerer Bauarten für die Reichsbahn gebaut wurde.
1934 bestellte die Kleinbahnabteilung der Provinzialverwaltung von Sachsen für die von ihr betreuten Privatbahnstrecken drei kleine dieselmechanische Zweiachser mit einem Achsstand von 4.500 mm bei WUMAG und vier Triebwagen in einer etwas größeren Ausführung mit 5.800 mm Achsstand bei der Waggonfabrik Dessau. Diese Fahrzeuge wurden im Frühjahr 1935 ausgeliefert. Nachdem sich die Fahrzeuge offenbar gut bewährten, plante die Kleinbahnabteilung die Beschaffung weiterer solcher Fahrzeuge zur Rationalisierung der von ihr betriebenen Bahnen. Beauftragt wurde diesmal aber die Gottfried Lindner AG, die die Konstruktionen von WUMAG und Dessau mit nur geringen Änderungen übernahm. Lindner war vermutlich die erste Wahl, weil sich das Stammwerk in Ammendorf nur wenige Kilometer von Merseburg, dem Sitz der Kleinbahnabteilung, befand.
Von der kurzen Variante mit 4.500 mm Achsstand baute Lindner sechs Fahrzeuge, von der Variante mit 5.800 mm Achsstand fünf Exemplare. Motorisiert wurden alle Fahrzeuge ab Werk mit dem Mercedes-Benz-Diesel OM 65 oder OM 67. Die Lindner-Fahrzeuge ließen sich von den WUMAG-Fahrzeugen leicht durch die etwas weiter auseinanderstehenden Frontleuchten und der etwas stärkeren Neigung der Frontpartie im Fensterbereich unterscheiden.
Achsstand 4,5 m
Achsstand 5,8 m
Text: © Malte Werning