Triebwagentypen von Fuchs
1862 wurde in Heidelberg die »Waggonfabrik Heinrich Fuchs« gegründet, die sich in ihren Anfangsjahren vor allem auf den Bau von Straßenbahnen und Eisenbahnwagen spezialisierte, später aber auch Brücken und anderen Eisenbahnbedarf fertigte. Fuchs begann ab 1914 auch mit Entwicklung und dem Bau eigener Fahrzeugtypen für die Oberrheinische Eisenbahn-Gesellschaft AG (OEG). Für die Erstausstattung des elektrischen Betriebs bei der OEG lieferte Fuchs 18 E-Triebwagen, denen 1928 eine weitere Lieferung folgte. Diese Fahrzeuge werden wegen ihres straßenbahnähnlichen Charakters aber nicht auf triebwagenarchiv.de aufgelistet. Auch in den 1950er-Jahren wurden weitere Triebwagen für die OEG gebaut.
1926 begann Fuchs auch für die DRG zu bauen, und so entstanden neben zwei Viertelzügen für die Berliner S-Bahn 1927 eine ganze Serie der elektrischen Nebenbahntriebwagen ET 85 mitsamt Steuerwagen. In den 1930er-Jahren baute Fuchs neben mehreren elektrischen Doppeltriebwagen ET 25 auch die Aussichtstriebwagen (»Gläserne Züge«, VT 90 und ET 91) in Heidelberg. Nach 1950 stieg Fuchs weiter in den Bau von Elektrotriebwagen ein, hier entstanden einige Teile der DB-Baureihen ET 56 und ET 30. 1957 endete die Fertigung von Eisenbahnfahrzeugen bei Fuchs aufgrund von Eigentümerwechseln und Produktionsumstellungen.
Schmalspurtriebwagen für Plettenberg
Fuchs fertigte für mehrere Klein- und Privatbahnen zehn schmal- und normalspurige Dieseltriebwagen, die teilweise heute noch im Einsatz bei Touristikbahnen sind. Den Anfang machte 1941 der dieselelektrische T 1 für die meterspurige Plettenberger Kleinbahn AG, dessen Bau eigentlich MAN übernehmen sollte, kriegsbedingt dann aber ausfiel. Der Wagen bewährte sich nur bedingt und wurde 1968 auf Sylt verschrottet.
Schmalspurtriebwagen für die MEG
1954 und 1955 baute Fuchs zwei vierachsige meterspurige Triebwagen für die Mittelbadische Eisenbahn (MEG). Während der T 14 für das Stammnetz rund um Kehl und Lahr die Formgebung der drei von Dessau und Wismar gebauten MEG-Triebwagen 11, 12 und 13 aufnahm, wurde der im Dezember 1955 folgende T 15 für die Strecke Zell – Todtnau gebaut und optisch deutlich wuchtiger ausgeführt. Der Triebwagen wurde 16,13 Meter lang und von einem unterflurig eingebauten Büssing-Motor U11D (andere Quelle: U15) mit 180 PS Leistung angetrieben.
Beide Wagen kamen später noch auf den Nordseeinseln Juist und Langeoog zum Einsatz.T 15 ist auch heute noch (mehrfach umgebaut) bei den Harzer Schmalspurbahnen im Einsatz.
Triebwagen für die Wüna und WEG (1000 mm, 1435 mm)
Für die Württembergische Nebenbahnen (Wüna bzw. WNB) ging 1955 ein Auftrag für den Bau von zwei vierachsigen Schlepptriebwagen für die meterpurige Härtsfeldbahn Aalen – Neresheim – Dillingen ein. Die beiden bulligen Triebwagen waren 16,6 Meter lang und besaßen gleich vier Büssing-Motoren des Typs U 10 mit jeweils 150 PS Leistung. Die Drehgestelle wurden wegen der besseren Kurvengängigkeit weit an das Wagenende gesetzt. Die Triebwagen besaßen verstärkte Stirnwände und wurden für den Rollbockverkehr extra mit hochgelegenen Puffern für Normalspurfahrzeuge ausgerüstet.
Nach der Einstellung des Personenverkehrs auf der Härtsfeldbahn gelangten beide Wagen zur WEG-Strecke Amstetten – Laichingen. T 30 ist heute im Bestand der Brohltalbahn und wird seit 2021 wieder betriebsfähig aufgearbeitet.
Direkt darauf bestellte die WNB gemeinsam mit ihrem Schwesterunternehmen Württembergische Eisenbahnen AG (WEG) gleich fünf zweiachsige Dieseltriebwagen bei Fuchs, die ebenfalls 1956 ausgeliefert wurden. Vier der fünf waren normalspurig ausgeführt (T 05 bis T 08), der fünfte meterspurig (T 36). Alle 13,43 Meter lange Wagen (14,2 Meter bei dem schmalspurigen Wagen) wurden mit jeweils zwei Büssing-Motoren U 11 bzw. U 11 D ausgestattet, so dass die Fahrzeuge als Schlepptriebwagen genutzt werden konnten. Der T 36 erhielt zwei Büssing U 10 mit jeweils 150 PS Leistung.
Nachbauten der Fuchs-Triebwagen
Vor allem die Fahrzeuge für die WEG und die WNB bewährten sich sehr gut. Die beiden Bahngesellschaften wollten noch weitere Triebwagen dieses letzten Typs beschaffen, doch Fuchs hatte – wie oben bereits ausgeführt – die Fertigung von Eisenbahnfahrzeugen überraschend aufgegeben.
Nach den Konstruktionsplänen von Fuchs fertigte der Karosseriehersteller Auwärter (Neoplan) 1963 gemeinsam mit der WEG noch den T 09 sowie einen Bei- und einen Steuerwagen. 1968 wurden noch einmal zwei Triebwagen gebaut, wobei diesmal der badische Hersteller Gmeinder gemeinsam mit Auwärter die Fertigung übernahm. Diese Fahrzeuge erhalten in Kürze eigene Listen.
Text: © Malte Werning
Quellen und Literatur
- Kelm, Michael: Neoplan auf Schienen. Die Auwärter-Trieb- und Beiwagen. Erfurt 2019.
- Kenning, Ludger: Die Schmalspurbahn Amstetten – Laichingen. Nordhorn 2001.
- Kenning, Ludger: Schmalspurig nach Todtnau. Nordhorn 2019.
- Knupfer, Hans-Joachim: »Sanft schwebend auf die Höhen« – Die Fuchs-Triebwagen von 1956. In: Eisenbahn-Geschichte 16 (2006).
- Kochems, Michael: Privatbahntriebwagen in Deutschland von 1990 bis heute. Köln 2001.
- Kochems, Michael: Triebwagen der Firma Fuchs – Neun Individualisten. In: Lok-Magazin 322 (2008).