798 | 998

798 667-2. Foto: M. Werning
798 667-2 mit Rückspiegeln und Bei- und Steuerwagen im Bw Heidelberg (1985).
798 711-8. Foto: M. Werning
Sonderlackierung »Erlebte Eisenbahn« am 798 711-8 in Bochum (1985).
798 653-2. Foto: M. Werning
Modernisierter 798 653-2 mit Steuerwagen 998 893-2 in den RegionalBahn-Farben in Prien (1989). Fotos: M. Werning (3)

Im Nummernplan vom 1. Januar 1968 wurden die bisherigen Triebwagen der Baureihe VT 98 zur neuen Baureihe 798 und die Bei- und Steuerwagen VB 98 und VS 98 zur Baureihe 998 zusammengefasst. Die vierstelligen Ordnungsnummern der Triebwagen (9501 bis 9829) wurden um die führende »9"« gekürzt, bei den drei Vorausfahrzeugen VT 98 901 bis 903 konnte die Nummer weiterverwendet werden. Bei den Beiwagen konnten die 1955/56 gebauten Wagen mit Gepäckabteil (001 bis 220) ihre Ordnungsnummern behalten, während die 1960/61 gebauten reinen Sitzwagen mit bislang vierstelligen Ordnungsnummern (2221 bis 2320) nun unter Wegfall der führenden »2« ihr Unterscheidungsmerkmal verloren. Bei den Steuerwagen wurde die Ordnungsnummer regelkonform (siehe Erläuterungen zur Umzeichnung) um den Wert 600 erhöht, so dass die Nummern bei 601 beginnen. Insgesamt wurden zu diesem Zeitpunkt alle verbliebenen 330 Trieb-, 316 Bei- und 311 Steuerwagen umgezeichnet.

In den 1970er-Jahren verdrängten die 798 | 998 wegen des rationelleren Steuerwageneinsatzes zunehmend die einmotorigen 795 aus ihren Einsatzgebieten. Erst Anfang der 1980er-Jahren wurden auch die Zweimotorer bei größeren Schäden abgestellt, da durch zahlreiche Streckenstillegungen der Bedarf an Schienenbussen immer weiter sank.

Zwischen 1974 und 1992 wurden insgesamt 12 Triebwagen im Ausbesserungswerk Kassel zu Bahndienstfahrzeugen für betriebsinterne Zwecke umgebaut. Den Anfang machten 1974 die Wagen 798 674-8, 798 676-3, 798 779-5, 798 799-3 und 798 804-1, die zu Gleismesswagen der Baureihe 725 umgebaut wurden und gemeinsam mit Neubausteuerwagen der Baureihe 726 über mehr als drei weitere Jahrzehnte im Einsatz standen. 1985 wurde der 798 813-2 zu einem Indusi-Messwagen umgebaut. Zwischen 1990 und 1992 schließlich erhielten sechs weitere 798 (798 574-0, 798 681-3, 798 693-8, 798 705-0, 798 735-7, 798 827-2) die Ausrüstung zu Signaldienstwagen der Baureihe 740, die entlang der Neubaustrecken der DB auf eigenen Wartegleisen bereitstanden und im Störungsfalle schnell an den Einsatzort gelangen konnten.

Im April 1979 baute das AW Kassel die dreiteilige Garnitur 798 666-4 + 998 271-1 + 998 640-7 auf Einmannbetrieb um. Der Zug wurde mit Rückspiegeln und automatischen Türöffnern versehen und erhielt eine auffällige Außenwerbung. Eingesetzt wurde der Zug in einem eigenen Umlaufplan auf den Strecken Offenburg – Appenweier – Kehl und Offenburg – Bad Griesbach.

Zu den großen Jubiläumsveranstaltungen im Jahre 1985 in Nürnberg anlässlich des 150. Geburtstages der deutschen Eisenbahnen wurden 798 668-0, 798 677-1 und 798 711-8 zu Bereisungs- und Ausstellungsfahrzeugen »Erlebte Eisenbahn« hergerichtet und erhielten dafür einen grauen Anstrich mit blauen Streifen. Der Beiwagen 998 130-9 wurde 1986 zu einem Fahrradtransportwagen für die Strecke Hausach – Freudenstadt – Horb hergerichtet und gemeinsam mit Triebwagen der Baureihe 627 eingesetzt. 1987 folgte ihm der 998 069-9 nach.

Nachdem sich 1985/86 abzeichnete, dass die soeben bestellten Neubautriebwagen 628.2 | 928.2 in erster Linie auf schwächer ausgelasteten Hauptstrecken zum Einsatz kommen sollten und damit nur zu einem kleinen Teil die Aufgabenbereiche der 798 | 998 abdeckten, blieb die Nachfolgefrage für die verbliebenen Schienenbusse zunächst ungeklärt. In einem vielbeachteten Modellversuch wurden die Triebwagen 798 652-4 und 798 653-0 mitsamt Steuerwagen 998 896-5 im Jahre 1987 modernisiert, für den Einmannbetrieb optimiert und in den neu eingeführten Produktfarben für Regionalbahnen (Lichtgrau/Pastelltürkis/Minttürkis) lackiert. Die Wagen wurden daraufhin für fast zehn Jahre auf der Strecke Prien – Aschau (Chiemgaubahn) eingesetzt.

Nach dem Vorbild der Chiemgau-Schienenbusse begann im Jahre 1988 ein Umbau von insgesamt 47 Trieb-, 23 Bei- und 45 Steuerwagen (ursprünglich 43, zwei weitere wurden nachgerüstet) auf Einmannbetrieb. Die Sonderarbeiten beschränkten sich nun aber auf die rein betrieblichen Aspekte: Die Fahrzeuge erhielten pneumatische Türschließeinrichtungen und Zahltische für das Bezahlen beim Triebfahrzeugführer. Die Inneneinrichtung und das äußere rote Erscheinungsbild wurden nur in Details angetastet, so waren die Umbauwagen an den neuen Drucktastern und an Rückspiegeln im Führerraum erkennbar. Die Gepäckabteile im Steuerwagen wurden in Mehrzweckabteile umgestaltet. Diese Arbeiten wurden im April und Mai 1988 an vier dreiteiligen Einheiten durch das AW Kassel durchgeführt, die weiteren Schienenbusse wurden bis Januar 1989 durch das AW Bremen umgebaut. Zum 1. Januar 1989 erhielten die so umgebauten Triebwagen die neue Baureihenbezeichnung 796, Bei- und Steuerwagen wurden in 996 umgezeichnet. Die Ordnungsnummern wurden dabei nicht verändert. Nicht umgezeichnet wurden hingegen der schon 1979 umgebaute dreiteilige Zug sowie die Chiemgau-Wagen von 1987.

Durch den Umbau der meisten verbliebenen Schienenbusse auf Einmannbetrieb reduzierte sich die Anzahl der noch aktiven 798 zum 1. Januar 1990 auf 80 Exemplare. Ende 1992 gab das AW Kassel die Unterhaltung der Schienenbusse auf. Zum 31. Dezember 1993 befanden sich noch 55 originale Triebwagen sowie 83 Bei- und Steuerwagen im Betriebsbestand, die allesamt zum Jahreswechsel in den Bestand der Deutschen Bahn AG übergingen.

Aufgrund der Menge an Fahrzeugen haben wir die Fahrzeuglisten getrennt. Sie sind über die Links in der linken Menüspalte oder hier zu finden:

  • die Triebwagen 798 501-3 bis 798 829-8, 798 901-5 bis 798 903-1
  • die Beiwagen 998 001-2 bis 998 320-6
  • die Steuerwagen 998 601-9 bis 998 684-5, 998 691-0 bis 998 921-1

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Ebel, Jürgen-Ulrich / Högemann, Josef / Löttgers, Rolf: Schienenomnibusse aus Uerdingen. Bd 2: Einsatzgeschichte der Baureihen VT 95, VT 97 und VT 98. Freiburg 2002.
  • Kabelitz, Andreas / Werning, Malte: VT 95-98 – Der Uerdinger Schienenbus. Eisenbahn-Journal Sonderausgabe 1/2012. Fürstenfeldbruck, 2012
  • Krantz, Jürgen / Meier, Roland: Baureihen VT 95-VT 98 - Die Schienenbusse der Deutschen Bundesbahn. Stuttgart 2002.
  • Löttgers, Rolf: Der Uerdinger Schienenbus. Nebenbahnretter und Exportschlager. Stuttgart 1985.
  • Werning, Malte (Hrsg.): Schienenbusse – VT 95-VT 98: Triebwagen-Veteranen der 50er Jahre. München 2001.