Bahndienstfahrzeuge
In der linken Menüleiste finden Sie die einzelnen Bahndienstfahrzeuge mit ausführlichen Dokumentationen und den Fahrzeuglisten gemäß
- des von der DRB übernommenen Nummernsystems bis 1958 (in Vorbereitung)
- des zwischen 1958 und 1970 verwendeten Nummernsystems (in Vorbereitung)
- des ab 1970 verwendeten EDV-gerechten Nummernsystems (in Vorbereitung).
Allgemeine Informationen zu dem Nummernsystem finden Sie demnächst hier.
Übernommene DRG/DRB-Bahndiensttriebwagen
Der Zweite Weltkrieg hatte auch große Lücken in die Bestände der Bahndiensttriebwagen gerissen. Bei der Deutschen Reichsbahn in der Ostzone bzw. der Deutschen Demokratischen Republik standen dem Betriebsdienst ab 1949 folgende Fahrzeuge aus der DRG/DRB-Zeit zur Verfügung.
- 1 zweiteiliger Akku-Arbeitszug für Tunneluntersuchungen Bauart 1908 für den Brandleitetunnel bei Oberhof
- 1 zweiachsiger benzinmechanischer Fahrleitungsarbeitswagen als Umbau eines Henschel-Schienenbusses, kriegsbeschädigt
Vermutlich standen auch noch weitere frühere Bahndiensttriebwagen der DRG/DRB-Zeit kriegsbeschädigt abgestellt, die aber mutmaßlich nicht mehr aufgearbeitet und erneut in Betrieb genommen wurden.
Neben diesen Bahndienstfahrzeugen mit eigenem Antrieb gelangte auch eine Vielzahl anderer bahninterner Fahrzeuge in den DR-Bestand, die aber nicht in die Kategorie »Triebwagen« fallen und daher an dieser Stelle nicht aufgeführt werden.
Entwicklung der DR-Bahndienstwagen
Die aus den Reichsbahnbeständen übernommenen Bahndiensttriebwagen waren in erster Linie für Arbeiten und Untersuchungen in Tunneln und von Oberleitungen bestimmt. Da der elektrische Betrieb in Mitteldeutschland allerdings aufgrund der Reparationsforderungen der Sowjetunion zunächst aufgegeben werden musste, gab es für den bekannten Fahrleitungsarbeitswagen kein Einsatzgebiet mehr, so dass dieses Fahrzeug nicht mehr in den Einsatz ging. Auch der Wittfeld-Akkudoppeltriebwagen AT 257 + AT 258, der 1939 zu einem Tunneluntersuchungswagen speziell für den Brandleitetunnel (Strecke Neudietendorf – Ritschenhausen) umgebaut worden war, wurde im Februar 1945 schwer beschädigt. Bei der DR wurde eine Wagenhälfte als antriebsloses Fahrzeug wieder in Betrieb genommen.
Ab 1952 begannen bei der DR die Vorbereitungen für den Wiederaufbau des elektrischen Netzes in Mitteldeutschland und dessen sukzessive Erweiterung. Am 1. September 1955 erfolgte der Neustart auf einem ersten Abschnitt zwischen Halle (Saale) Hbf/Gbf und Köthen. Bis Ende 1959 wuchs das elektrische Netz auf 320 Kilometer Strecke an.
Für die Arbeiten an den Oberleitungsarbeiten benötigte die DR zu diesem Zeitpunkt neue Spezialfahrzeuge. Der VEB Waggonbau Görlitz entwarf Mitte der 1950er-Jahre einen zweiachsigen Turmtriebwagen, der allerdings bei der DR als Oberleitungsrevisionstriebwagen (ORT) bezeichnet wurden. Diese Fahrzeuge wurden in größerer Anzahl in die Tschechoslowakei und nach Polen geliefert, die DR erhielt 1956 drei Exemplare. Die ersten drei Fahrzeuge erhielten noch Nummern nach dem DRG/DRB-Nummernschema, doch ab 1958 wurden die Fahrzeuge als ORT 135 701 bis ORT 135 703 neu durchnummeriert. Ein weiterer Wagen entstand 1958 auf der Basis eines niederländischen Dieseltriebwagens von 1927 (ORT 135 704). 1958 folgten zwei weitere ORT mit etwas abweichender Motorisierung (ORT 135 705 und ORT 135 706).
Weitere Fahrzeuge konnte die DR zunächst nicht mehr beschaffen, da die Industrie aufgrund staatlicher Beschlüsse in erster Linie das Exportgeschäft zu bedienen hatten. Die DR musste daher improvisieren und baute aus vierachsigen Güterwagen der Gattung GG im Raw Stendal Fahrleitungsmontagewagen sowie im Werk Blankenburg Mehrzweckfahrzeuge mit Arbeitsbühne, die in größerer Anzahl bereitgestellt wurden. Dabei handelte es sich aber um keine selbstfahrenden Fahrzeuge, so dass sie nicht Gegenstand der Listen auf dieser Seite sind.
1958 baute das Raw Dessau aus dem 1934 gebauten und betagten vierachsigen Salontriebwagen VT 137 063 einen Funkmesswagen, der daraufhin über 30 Jahre aus von Berlin aus im Einsatz stand und durch verschiedene Messverfahren für die optimale Ausstattung der Strecken mit Funksendern verantwortlich war.
Schon 1957 fertigte der VEB Waggonbau Görlitz einen vierachsigen Turmwagen für Polen und ab 1963 auch für die Tschechoslowakei. 1968 konnte auch die DR sechs Exemplare dieser Bauart in Betrieb nehmen, de als ORT 137 710 bis ORT 137 715 bezeichnet wurden.
1970 erhielten sämtliche Diensttriebwagen der DR die neue Baureihenbezeichnung 188. Die zweiachsigen ORT wurden dabei als 188 001-2 bis 188 006-1 (ohne 004) bezeichnet, der Funkmesswagen als 188 101-0. Die vierachsigen Turmwagen erhielten die Nummern 188 200-0 bis 188 205-1.
Mit dem weiteren Ausbau des Netzes ab 1980 konnte die DR nach langwierigen Verhandlungen mit Görlitz erreichen, dass eine zeitgemäßere Version des vierachsigen ORT entworfen werden konnte. Zwischen 1987 und 1991 fertigte die Industrie insgesamt 37 Arbeitswagen, die im elektrischen Netz der DR größere Verbreitung fanden und als 188 301-6 bis 188 337-0 bezeichnet wurden.
Zum 1. Januar 1992 wurden alle Bahndiensttriebwagen gemäß des neuen gemeinsamen Nummernplans von DB und DR umgezeichnet. Die Oberleitungsrevisionstriebwagen erhielten die neue Baureihenbezeichnung 708, die Ordnungsnummern blieben bestehen. Der Funkmesswagen wurde als 723 101-2 eingereiht.
Noch 1992 bestellte die DR drei ORT bei dem österreichischen Hersteller Plasser & Theurer mit der Typbezeichnung MTW (Motorturmwagen) 100.013. In Betrieb genommen wurden diese drei Fahrzeuge als Baureihe 709 allerdings erst zum Jahreswechsel 1993/94, als die DR in die neu gegründete privatwirtschaftlich agierende Deutsche Bahn AG aufging.
Text: © Malte Werning
Quellen und Literatur
- Boldt, Arend: Bahndienstfahrzeuge. Technik und Aufgaben der Baureihen 701 bis 740. Gülzow 1997.
- Carstens, Stefan/Henn, Wolfgang: Bahndienst- und Dienstgüterwagen. Band 1: Spezialwagen für jeden Zweck. Hamburg 2023.
- Glanert, Peter / Scherrans, Thomas / Borbe, Thomas / Lüderitz, Ralph: Wechselstrom-Zugbetrieb in Deutschland. Bd 3: Die Deutsche Reichsbahn, Teil 2 - 1960 bis 1993. München 2012.